Schwimmen à la Champ: Aquatraining bei EqaTX


Wir alle kennen und reiten unsere Pferde ja meistens auf festem Boden. Welchen Beitrag kann aber ein Schwimmtraining leisten, wie muss man sich dieses Schwimmen ganz praktisch vorstellen und wie gut können Pferde überhaupt schwimmen? Sind Islandpferde bessere Schwimmer als andere Pferderassen oder gibt es da nur wenig Unterschied? Um der Sache auf den Grund zu gehen, haben wir Dr. Melanie Gath, Betreiberin des Pferdeosteopathie- und Rehazentrums EqaTX in Viernheim bei Heidelberg, und eine ihrer überzeugten Kundinnen, Lisa Schürger, gerade noch vielfach erfolgreich in Wurz und Möllenbronn, zum aufklärenden Gespräch getroffen.

EYJA: Wie gut können Pferde ganz grundsätzlich schwimmen?

Melanie: Allgemein kann man schon sagen, dass Pferde von Natur aus ordentlich schwimmen können. Wir sehen das ja unter anderem dabei, wie sie einfach losschwimmen, wenn sie z.B. in Texas durch Flüsse waten und dann auch längere Strecken schwimmend überwinden. Schwimmen ist eben ein ganz natürliches Verhalten. Da gibt es natürlich welche, die sind sportlich ambitionierter und ein paar besondere Typen, die erstmal eine Badekappe brauchen. Und auch in der Optik der Schwimmbewegung gibt es Unterschiede, aber Schwimmen an sich bringt allen Pferden eine schöne Anhebung des Brustbeins und ist im Grundsatz etwas, das jedem Pferd guttut.

Isländer habe ich schon immer gern gehabt, da bin ich schon lange Fan, weil diese Pferde das Wasser tatsächlich sofort verstehen. Die haben mehr Probleme und Fragezeichen über ihrem edlen Haupt, wenn der Schlauch zum Abspritzen kommt, aber wenn sie einen Pool sehen, ist das alles ganz natürlich. Die wissen aber genau, wieviel sie arbeiten müssen, also überlegen sie selber, wie sie sich ihre Energie einteilen, die muss man also regelmäßig motivieren und herausfordern. Unser Mitarbeiter schauen aber natürlich bei jedem einzelnen Pferd vor der Behandlung aus der osteopathischen Brille, wie sie laufen. Nicht jedes Pferd, das kommt, geht direkt in den Pool, sondern ich muss schauen, welchen Körper und welche Psyche ich vor mir habe … dann erarbeiten wir das, was passend ist, um das Pferd ins Gleichgewicht zu bringen.

EYJA: Am Beispiel von Byr frá Strandarhjáleigu, einem als vielfachem Deutschen und Mitteleuropäischen Meister und Weltranglisten-Führenden bewährten Fünfgänger und Kombinierer mit sehr guter Tölt-Pass-Ergänzung, wollen wir mal ganz praktisch beleuchten, was man machen kann. Lisa musste kürzlich selber erneut in die Reha wegen ihrer hartnäckigen Schulterverletzung, wofür genau hat sie Euch Byr währenddessen anvertraut?

Melanie: Sie hat mir nach unseren ersten Gespräch vor allem ganz viel Vertrauen geschenkt, ihrem tollen Pferd etwas Gutes zu tun. „Guck’ mal“ hat sie gesagt, und dann habe ich natürlich seinen ganzen Körper abgefühlt, um eventuelle Blockaden und Verspannungen zu finden und um einen Weg für Therapie und Optimierung zu entwickeln. Er war ja kein Patient, der krank war oder Verletzungen hatte, sondern wir wollten ihm eine andere Art von Bewegungen zuteilwerden lassen, um ihn gesundzuerhalten und ihm ein gewisses körperliches Plus zu ermöglichen. Da kam die Wasserführanlage zum Einsatz, dann das Schwimmbewegungsbecken, und natürlich arbeite ich auch selber immer ostapathisch nach, weil das ja für jedes Pferd individuell abgestimmten muss.

Bei Byr kamen die Fortschritte sehr schnell, denn er hatte einen natürlichen Beckenschiefstand, der hatte eine gewisse Schwere und Schiefe in ihm durch den ganzen Körper hindurch ausgewirkt. Gerade der Pool durch die Geradeaus-Schwimmbewegung hat die gesunden und geraden Möglichkeiten dann wieder geöffnet, hat ihn in der Tiefe gelockert und eine gleichmäßigere Bewegung der Becken und der Schultern und den Aufbau einer ebenso gleichmäßigeren und stärkeren Muskulatur im Rücken eingeleitet. Der erste Impuls wird gleich zu Beginn gesetzt, danach schauen wir ganz aufmerksam nach jedem Training, was wie weitergeht, was mehr und was weniger Sinn macht und schließlich, was die sinnvollen Module im Training sind, um den Körper nachhaltig besser zu machen.

Lisa: Und das alles ist eben nicht nur Theorie. Ich habe immer wieder neue Videos und Berichte vom Training bekommen, das war sehr angenehm, in gewisser Weise mit dabei sein zu dürfen, wenn man seinen Schatz aus der Hand geben muss. Diese Erfahrung und die praktischen Erkenntnisse waren tatsächlich etwas ganz Neues für mich. Im Pool hat er nach links gezogen zu Beginn beim Schwimmen, das hat er früher auch nicht selten beim Pass gemacht, also hab’ ich immer schon automatisch Korrekturen verinnerlicht, um dem entgegenzuwirken. Hier ging’s aber darum, ganz konkret einen unverbrauchten neuer Kontext und frische Routinen anzulegen. Das hat ihm gutgetan, Byr war 5 Wochen dort und die Verbesserungen waren von Anfang an enorm gut spürbar.

Melanie: Diese Veränderungen und hoffentlich eben auch Verbesserungen stellen sich bei uns ein ohne den reiterlichen Einfluss des Menschen. Die Pferde setzen sich also mit ihrem eigenen Körper auseinander und benutzen diesen umso mehr dadurch, dass sie den Wasserwiderstand überwinden und gleichzeitig wieder gerade werden.

Lisa: Das ist wirklich ein ganz interessanter Punkt. Melanie hatte mich gewarnt, dass es schwierig sein könnte zu Beginn … denn ich musste erstmal mein eigenes System umkrempeln, die ganzen Kompensationsmechanismen musste ich umdenken, da sie bei einem geraden Pferd schlicht keinen Sinn mehr machten. Das zwingt einen dazu, bei sich selbst eine Veränderung zu durchlaufen, die wir „Einwirkungs-Detox“ genannt haben. Du merkst, wie der Zustand wäre, wenn Du nicht die ganze Zeit lang dran herumfummelst … also ist es auch für uns Reiter wichtig, unser eigenes Instrumentarium zu hinterfragen und zu überlegen: woher kommt das alles, was hilft meinem Pferd, was ist nur Kompensation oder wo ist der sinnvolle Nullzustand. Das war in den ersten Wochen eine große Herausforderung, denn Byr war gleichzeitig bereits super drauf, aber für mich war es eine enorme Ein- und Umgewöhnung, das muss ich zugeben.

Melanie: Wir Menschen machen das ja auch als Nicht-Reiter, da kompensieren wir ganz schön viel, und es ist einfach wichtig, regelmäßig einen Reset-Knopf zu drücken, um unsere Strukturen zu schonen und zu verbessern. Wenn wir ab und zu etwas tun, den Körper gerade zu kriegen, können wir ihn auch gesund bekommen … sich beim Schwimmen geradeaus zu bewegen, ist daher auch für uns Menschen optimal.

Ich hab’ mich jedenfalls sehr gefreut, dass Byr zu mir kommen durfte … dazu gehörte seitens Lisa soviel Vertrauen, wenn man ein Pferd übergibt, das so erfolgreich ist und das „funktioniert“. Aber dann wiederum ist das enorm wichtig und wertvoll: ich wünsche mir ja tatsächlich, dass noch viel mehr Pferde kommen, bevor etwas passiert. Dass sie also präventiv arbeiten und nicht erst in der Reha nach einer Verletzung.

EYJA: Wie waren denn bei Byr ganz konkret die Erfolge des Trainings und der Behandlung beim Reiten, als Du ihn wiederbekommen hast?

Lisa: Byr hatte eine super gute Fitness und kam auch in einem Top-Pflegezustand zurück nach Hause. Das ist schon ein tolles Gefühl, wenn man schon selber ausfällt und dann aber ein extrem gut trainiertes Pferd wiederbekommt, ohne dass dieses eine übermäßige Belastung hatte. Man zahlt mit solchen Maßnahmen immerhin ganz wertvoll auf das sprichwörtliche Konto seines Pferdes ein und nimmt z.B. beim Einsatz im Turniersport etwas heraus. Genau deswegen ist es wichtig, dass man weiterhin regelmäßig einzahlt und dass man nicht nur einseitig etwas herausnimmt. Wir in Deutschland können eben nicht wie auf Island unsere Pferde über Monate auf riesige Wiesen stellen, sondern wir müssen sinnvoll überlegen, wie wir sie sinnvoll beschäftigen, auch wenn wir sie nicht reiten. Da habe ich diese Art der Trainingsergänzung durch Melanie und EqaTX als enorm wertvoll empfunden, weil sie meinem Pferd uneingeschränkt gutgetan hat.

Allgemein glaube ich, dass ein solches Training für jedes Pferd ein großer Benefit ist. Byr hat es mental sehr gutgetan, der kam spürbar fröhlicher und noch mehr dem Menschen zugewandt zurück. Das war ganz positiv, denn es hat ihm Spaß gemacht. Ein positives Training also für seinen Körper und für seinen Kopf, und ich muss zugeben: über diese Dimension habe ich vorher gar nicht so sehr nachgedacht.

Das Geraderichten ist außerdem ganz wichtig, erst recht bei der Leistung, die wir im hohen Sport verlangen. Ich persönlich habe auch ein besseres Bewusstsein entwickelt. was mir selber noch fehlt in meinem Puzzle, damit es weiterhin gut funktioniert. Er selbst ist gerader, ist gut bemuskelt und ist jenseits all dieser funktionalen Aspekte mit mir als Reiter glücklicher. Wir haben ein besseres Bewusstsein für den jeweils anderen Körper und für unser Zusammenwirken entwickelt, und das spüre ich sehr deutlich bei jedem Reiten … natürlich auch bei den Turnieren, die jetzt schon so gut geklappt haben.

EYJA: Wenn andere Reiter das auch wollen für ihre Pferde, wo findet man Dich, Melanie, und welche Services kann man bei Dir und bei EqaTX buchen?

Melanie: Wir sind in Viernheim in der Nähe von Mannheim bzw. Heidelberg. Wir bieten soetwas an wie ein Pferdehotel, wo es nicht vorrangig nur um Krankheiten geht, sondern wir wollen eine möglichst ganzheitliche Gesunderhaltung schaffen. Dazu gehört eine Wasserführanlage, unser Jaccuzzi, der Pool… und wir schaffen eine komplett sattelfreie Zone. Der Fokus liegt darauf, dass wir den Körper und seine Funktionen in seiner bzw. ihrer Geradeausbewegung besser zu strukturieren helfen. Je nach Problematik sieht der Blick unsererTeammitglieder unterschiedlich aus, von mir wird osteopathisch begleitet, wir haben die Physiotherapie mit an Bord, und dazu kommen natürlich auch noch weitere Mosaiksteine wie Koppelgang, Spazierengehen und vieles mehr, das wir ganz individuell ans jeweilige Pferd und seine Geschichte anpassen.

Wir arbeiten mit verschiedenen Wasserhöhen: mit der leichten Wasserverdrängung übt man quasi ein Vorlockern, dann kommt weitere Vorschwimmarbeit, schließlich die Wasserführanlage, worin die Pferde ihre Beine heben und Krafttraining machen. Unser Pool kann viele tolle Sachen, aber das wichtigste ist die Geraderichtung, die Förderung der Atmung und der Muskelaufbau. Dadurch kommt mehr Sauerstoff ins Blut, und wir schaffen auf ganz natürliche Weise ein recht zügiges Muskelwachstum. Gleichzeitig ist uns die Lockerheit sehr wichtig und jedes Pferd gelangt etwas anders dorthin.

Natürlich ist uns auch die Nachsorge ganz wichtig, so bleiben wir im Dialog miteinander und lernen zugleich voneinander. Auch für die Zukunft ist das auf beiden Seiten wirklich wertvolles Feedback, von dem wir alle gemeinsam etwas lernen. Wir haben natürlich auch später noch Videos ausgetauscht, als Byr wieder im Training war. Lisa und ihn heute live wiederzusehen und dann auch noch so erfolgreich und wie er dabei strahlt, das ist mein absolutes Highlight. Wenn ich dann glauben darf, zumindest einen kleinen Beitrag geleistet zu haben, dann macht mich das super glücklich!

EYJA: Herzlichen Dank Euch beiden für’s informative Gespräch zu diesem spannenden Thema!